Geschichte

Die Geschichte der Zweiggruppe Mecklenburg

1841
Der Aufruf des hessischen Hofprediger D. Zimmermann aus Darmstadt am Reformationsfest 1841 zur Gründung eines "Vereins zur Unterstützung hülfsbedürftiger protestantischer Gemeinden" gelangt in das Mecklenburgische Großherzogtum Strelitz und findet dort offene Herzen und Ohren. Es bildet sich ein "provisorisches Comitee", das die Vorbereitungen für die Bildung eines Vereins betreibt. Von Anfang an hat der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz die Arbeit des Gustav-Adolf-Vereins mit seinem Wohlwollen und seiner Förderung begleitet.

1842,
1. März
In einem Aufruf werden alle Gemeinden aufgefordert dem Vereine beizutreten und jährliche Beiträge demselben zuzuwenden Die Pastoren werden aufgefordert, die Anmeldungen und Höhe der Beiträge nach Neustrelitz zu melden.

1843,
17. Februar
Nach einem Jahr kann das "provisorische Comitee" einen ersten Bericht an alle Mitglieder und Freunde des Meckl.-Strel. Vereins geben. Darin wird die günstige Entwicklung berichtet, die so positiv ist, daß an dem Zustandekommen des Vereins nicht mehr zu zweifeln ist. Als Folge dieser Entwicklung wird eine konstituierende General-Versammlung nach Neustrelitz einberufen.

1845,
21. Mai
Auf dieser General-Versammlung werden die Statuten des Hauptvereins genehmigt und angenommen (am 7. Juli vom Großherzog genehmigt). Die Jahresfeste des Mecklenburg-Strelitzer Hauptvereins wurden Jahrzehnte hindurch im Lande mit den Festen der Landesmission gemeinsam unter großer Beteiligung der Gemeinden begangen. Ab 1845 war in Mecklenburg-Strelitz alljährlich die Kollekte am Reformationsfest für die Aufgaben des Gustav-Adolf-Vereins bestimmt.

Die Entwicklung in Mecklenburg-Schwerin

1845
Der Aufruf von Prälat Zimmermannn hat auch in Mecklenburg-Schwerin einen gewissen Widerhall gefunden. Es beginnen Bemühungen, um einen Hauptverein in Mecklenburg-Schwerin zu gründen. Die Gründung kommt am 3. März. 1845 in Güstrow zustande.

1846,
 31. Januar
Der Hauptverein berichtet an die Zentrale nach Leipzig: 10 Geistliche der Crivitzer Gegend erklären ihren Beitritt, auch 17 Pastoren der Ludwigsluster Gegen kommen dazu.

1846, 
4. August
Die Hauptversammlung kann die Verteilung von 240 Thaler beschließen:
1/3 geht an eine nordamerikanische deutsche Gemeinde,
1/3 an eine evangelische Gemeinde in Österreich,
1/3 zur Verfügung des Zentralvorstandes in Leipzig.
 
Dann aber wird es im gleichen Jahr plötzlich still um den Güstrower Hauptverein. Denn in diesen Jahren geriet der Leipziger Gesamtverein in eine Krise. Sie begann damit, daß die Rongesche Deutsch-Katholische Bewegung die Hilfe des Vereins suchte und fand ihren Höhepunkt, als auf der Hauptversammlung von 1846 in Berlin Dr. Rupp, der Begründer einer freireligiösen Gemeinde, zugelassen werden wollte. Die Zulassung wurde zwar abgelehnt, aber der Bestand des Vereins war auf das schwerste erschüttert Der konfessionell streng lutherisch orientierte Oberkirchenratspräsident Kliefoth in Schwerin wandte sich daraufhin der "Gotteskastenarbeit" zu und machte sie zur Sache der Kirche in Mecklenburg-Schwerin. Infolgedessen schlief der Güstrower Hauptverein ein.1860 taucht die Vermutung auf, daß Sammlungen für den Gustav-Adolf-Verein in Mecklenburg-Schwerin verboten seien, nachdem die kirchlichen Behörden den "Gotteskasten" zur Sache der Kirche gemacht haben. Ein Verbot aber lässt sich aus den Akten nichtnachweisen.

1896
Das Anliegen des Gutav-Adolf-Vereins ist aber in Mecklenburg-Schwerin nie ganz vergessen worden. Im Kalender "Für das christliche Haus" (verlegt in Schwerin) von 1896 wird an den 300. Geburtstag Gustav II. Adolfs erinnert: "Wir glauben Gustav Adolf an seinem 300. Geburtstag nicht besser ehren zu können, als daß wir zum Beitritt in diesen edlen Zwecken dienenden Gustav-Adolf-Verein allseitig auffordern, Gott allein zur Ehre und zum Ruhme."

1910
Im Jahre 1910 findet die 62. Hauptversammlung des Evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung im benachbarten pommerschen Stralsund statt. Pastor Romberg aus Woldegk wird vom Vorstand delegiert und überbringt Grüße des Oberkirchenrats aus Neustrelitz.

1917
Im Jahre 1917 wurde das Reformationsjubiläum begangen. Aus diesem Grunde wurde in ganz Deutschland am Reformationstag eine Festkollekte für die lutherischen Kirchen in den Kriegsgebieten erhoben. In Mecklenburg-Strelitz kamen Beträge in Höhe von 1.690,-- Mark zusammen. Das Vermögen des Neustrelitzer Vereins betrug in diesem Jahr 3.150,-- Mark.

1918
Das Ende des ersten WeltKrieges und die Revolution 1918 stellte einen tiefen Einschnitt in der Arbeit der Gustav-Adolf-Vereine dar. Auch in Mecklenburg musste man sich an neue Verhältnisse gewöhnen: Ende der Großherzogtümer, Trennung von Staat und Kirche, neue Herausforderungen in der kirchlichen Arbeit. (Kirchgemeinderäte, Entstehen der Synode, Amt des Landesbischofs)

1926
Hermann Petersen übernimmt die Pfarrstelle in Wittenburg. Er war ab 1921 Pastor in Haßfurt/Mainfranken gewesen. In dieser bayerischen Diasporagemeinde hat er die segensreiche Arbeit des Gustav-Adolf-Werkes am eignen Leibe sozusagen kennen und lieben gelernt. Sie wurde in ihrer volksmissionarischen Bedeutung so tief in ihm verwurzelt, daß er davon bis an sein Lebensende geprägt worden ist. So beginnt er behutsam für die Gustav-Adolf-Arbeit zu werben und gründet schließlich einen Zweigverein in Wittenburg. In den nächsten Jahren gelang es nur sehr schwer, für die Arbeit etwas mehr Boden zu gewinnen. Es bildete sich unter Pastor Krüger in Ludwigslust ein neuer Zweigverein. Die im Bereich der Schweriner Landeskirche sich bildenden Zweigvereine fanden zunächst einen losen Anschluß an den Hauptverein Neustrelitz.

1931
Professor Heinrich Rendtorff aus Kiel wird neuer Landesbischof in Schwerin. Er war von Hause aus ein warmer Freund des Gustav-Adolf-Vereins und hat, wenn auch sehr vorsichtig, die Arbeit dises Vereins in Mecklenburg wohlwollend gefördert. So konnte auf Betreiben von Pastor Petersen im Jahre 1932 ein Jahresfest in etwas größerem Rahmen in Ludwigslust gefeiert werden, bei dem außer dem Landesbischof D. Rendtorff auch Pfarrer D. Bruhns aus Leipzig als Vertreter des Centralvereins anwesend war. Hier wurden die ersten Vorbesprechungen über eine Zusammenlegung des Hauptvereins Neustrelitz mit den Schweriner Zweiggruppen zu einem Hauptverein Mecklenburg mit dem Vorsitzenden des Hauptvereins Neustrelitz, Oberkirchenrat Krüger/Haye geführt.

1933, 26./27.August
In Waren/Müritz wurde die Vereinigung des Mecklenburg-Strelitzschen Hauptvereins mit den Zweigvereinen in Mecklenburg-Schwerin vollzogen. Die Leitung hat Oberkirchenrat Krüger-Haye übernommen

1934, 1. Januar
Bereits unter nationalsozialistischem Einfluß (Kirchenführer Walter Schultz) wird die Vereinigung der beiden Landeskirchen zur "Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg" in Rostock vollzogen.

1934
Dem neuen Hauptverein wird vom Oberkirchenrat eine Landeskollekte bewilligt

1934, 1. Mai
Nachdem Oberkirchenrat Dr. h.c. Georg Krüger-Haye in den Ruhestand getreten ist, übernimmt Landespastor für Innere Mission, Hermann Petersen-Schwerin den Vorsitz

1934
Auf der Tagung des Gesamtvereins in Königsberg war der neue Hauptverein Mecklenburg zum ersten Mal vertreten. Nun fanden in Mecklenburg in jedem Jahr Gustav-Adolf-Feste statt. So in Burg Stargard, Wismar, Strelitz, Grevesmühlen und Rostock.

1940
Pastor Petersen wird zur Wehrmacht eingezogen. Domprediger Fehland-Schwerin übernimmt die Vertretung. Durch die Kriegsereignisse kommt die Arbeit zum Erliegen.

1945
Eine Neuorientierung in der Gustav-Adolf-Arbeit nach dem Ende des 2. Weltkrieges beginnt. Sie bekommt einen neuen Namen: "Gustav-Adolf-Werk". Sie ist der Landeskirche neben "Innerer Mission" u. a. als Werk zugeordnet. Die Arbeit in Mecklenburg kommt recht langsam wieder in Gang. Die ersten Folgen der Teilung Deutschlands werden spürbar. Sie führen 1966 zur Aufteilung des Werkes in eine Ostzentrale in Leipzig und eine Westzentrale in Kassel. Nach der Rückkehr von Pastor Petersen aus dem Krieg und seinem Wechsel nach Crivitz hat er sich intensiv um die Wiederbelebung der Gustav-Adolf-Arbeit in Mecklenburg bemüht. Eine wesentliche Förderung der Arbeit war es, daß Oberkirchenrat Maercker/Schwerin Mitglied der Centralleitung wurde. Auch Jahresfeste wurden wieder gehalten, 1950 in Schwerin, 1951 in Burg Stargard, 1952 in Wismar, 1953 in Ludwigslust.

1949
Nach der Währungsreform und der Gründung der DDR kann mit dem DDR-Geld den Partnerkirchen nicht mehr geholfen werden. Die Arbeit des Gustav-Adolf-Werkes in den acht Landeskirchen im Osten Deutschlands findet für die nächsten Jahrzehnte drei neue Schwerpunkte:
1. Unterstützung der Christen in den Ostblockländern durch Sachspenden (Abendmahlsgeräte, Orgeln, Glocken, Einrichtungsgegenstände )
2. Versand von theologischen Büchern, Kalendern und Zeitschriften in die sozialistischen Nachbarländer. An dieser Arbeit des Schriftendienstes hatte die Hauptgruppe Mecklenburg ihren Anteil. In vielen Gemeinden wurden in mühevoller Arbeit Bücherpäckchen nach Adressenlisten gepackt und in die Ostblockländer versandt.. Oft waren Porto und Zollgebühren höher als der Wert des Buches. Es durften ja nur 12 Pakete im Jahr von Privat zu Privat geschickt werden.
3. Unterstützung von Gemeinden in der DDR bei Bauaufgaben, die in einer weltanschaulichen Diaspora leben. Die großen Sammlungen des Gustav-Adolf-Werkes: Konfirmandengabe, Frauenliebesgabe, Allgemeine Liebesgabe, Kindergabe wurden zunehmend zielgerichtet für Projekte in Städten der DDR vorgesehen, die mit eigner Kraft nicht in der Lage waren, Gemeindezentren zu errichten, Kirchen zu reparieren oder zu Gemeindezentren umzubauen. Auch in Mecklenburg sind eine ganze Anzahl solcher Projekte verwirklicht worden.

1961, 31. Dezember
Propst Hermann Petersen gibt den Vorsitz der Hauptgruppe Mecklenburg aus Altersgründen auf.

1962, 1. Januar
Propst Eberhard Schröder, Burg Stargard, übernimmt den Vorsitz. Regelmäßig werden Jahresfeste in einem Kirchenkreis der Landeskirche durchgeführt.

1965, 25.-28. Juni
Die Jahresversammlung des Gustav-Adolf-Werkes der DDR findet in Neustrelitz unter dem Thema: "Miteinander und Füreinander" statt. Schwerpunkt für die Arbeit des Gustav-Adolf-Werkes in der DDR war das jährliche Gustav-Adolf-Fest für alle acht Landeskirchen, das jeweils von einer Hauptgruppe ausgerichtet wurde. Neben der Begegnung mit Gästen aus dem Ausland war die gegenseitige Begegnung, Stärkung und Ermutigung während der Abgeordnetenversammlung und der Festversammlung in den Tagen des Jahresfestes ein wichtige Erfahrung der Teilnehmer. Zugleich wurde die Arbeit des Gustav-Adolf-Werkes durch zahlreiche Gemeindeveranstaltungen, Lichtbildervorträge, Unterricht und Gottesdienste in der ganzen Region des Jahresfestortes bekanntgemacht. Zu diesem Dienst wurden die Gäste und Teilnehmer des Jahresfestes herangezogen.

1968, 31. März
Propst Eberhard Schröder wird als Generalsekretär in die Zentrale nach Leipzig berufen und beendet die Leitung der mecklenburgischen Hauptgruppe. Die Vorsitzenden der Hauptgruppe von 1968 bis 1981:
Propst Harm, Thürkow 1968 - 1970 Pastor (später Propst)
Udo Struck, Rostock 1970 - 1978
Kreiskatechet Jürgen Walter, Güstrow 1979 - 1981.
Schwerpunkt der Diasporaarbeit in diesen Jahren in der Landeskirche bleibt die Ausrichtung des Jahresfestes in einem Kirchenkreis mit Gästen aus der Zentrale und den Partnerkirchen.

1972
In der Hauptgruppe Mecklenburg gab es Anfang der 70er Jahre Überlegungen, die Arbeit des Gustav-Adolf-Werkes und des Martin Luther-Werkes zusammenzulegen um die . Aufgaben der Diasporaarbeit unter dem Druck der sozialistischen Verhältnisse besser wahrnehmen zu können. Doch zu dieser Zusammenlegung kam es nicht.

1981
Pastor (später Propst) Hartwig Timm, Laage, wird Vorsitzender für die Jahre 1981 - 1990.

1984, 22.-26. Juni
In Güstrow findet die Jahresversammlung des Gustav-Adolf-Werkes der DDR statt. In der Region finden aus diesem Anlass 33 Veranstaltungen mit Gästen aus dem In- und Ausland in den Kirchgemeinden statt

1989, 1. Juni
Nach jahrelanger juristischer Vorarbeit tritt eine neue Satzung für die Hauptgruppe Mecklenburg in Kraft.

1990, 1. April
Katechetin Magdalene Hartig, Rittermannshagen, wird zur Vorsitzenden der Hauptgruppe vom Vorstand gewählt.

1992
Bis zur Wiedervereinigung 1990 gab es in Deutschland zwei Gustav-Adolf-Werke, mit je einer Zentrale in Leipzig und einer Zentrale in Kassel. Am 19. Juni 1992 haben sich beide Werke auf einer gemeinsamen Tagung in Herrnhut vereinigt. Der zukünftige Sitz des gemeinsamen Werkes ist wieder Leipzig. Es wurde eine gemeinsame Satzung beschlossen und ein neuer Vorstand gewählt.

1995 1.-17.Juli
Nach der Wende hat sich eine gute Zusammenarbeit zwischen den Gustav-Adolf-Hauptgruppen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg entwickelt. Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit war eine gemeinsame Fahrt vom 1. bis 17. Juli 1995 nach Estland.

1995, 23-24. September
Unter dem Thema: "Vertraut den neuen Wegen" wird das 150-jährige Jubiläum der Gustav-Adolf-Arbeit in Mecklenburg mit einem Jahresfest in Güstrow mit Gästen aus Rumänien, Estland und der Zentrale aus Leipzig gefeiert. Aus diesem Anlaß wird eine Festschrift herausgegeben.

1996, Februar
Zum ersten Mal kommen drei brasilianische Deutschstudenten, nach Aufenthalten in Bremen, Leipzig und Berlin für eine Woche nach Mecklenburg. In den Kirchgemeinden Boizenburg, Dömitz und Mölln lernen sie das Leben in den neuen Bundesländern kennen. Dieser Besuch wird in den folgenden Jahren regelmäßig fortgesetzt

1996, 1.-10. September
"Woche des Gustav-Adolf-Werkes" in Boizenburg. Die veränderten Bedingungen in den Gemeinden führen dazu, dass sich eine "Woche des Gustav-Adolf-Werkes" in einer Propstei der Landeskirche bewährt. Zahlreichen Veranstaltungen für Kinder, Konfirmanden und Erwachsene werden mit ausländischen Gästen durchgeführt. Auch die Schulen werden in dieses Angebot mit einbezogen. Das bisherige "Jahresfest" wird aufgegeben.

1999, 26.-30. September
In Rampe bei Schwerin findet die Abgeordnetenversammlung des Gustav-Adolf-Werkes statt. In der Region um Schwerin herum finden aus diesem Anlass Veranstaltungen mit Gästen aus dem In- und Ausland in den Kirchgemeinden statt. Höhepunkt der Abgeordnetenversammlung war ein Empfang im Schweriner Schloss durch die Landesregierung. Landtagspräsident Küssner begrüßte die Gäste.

Nach fast 20 Jahren an der Spitze des GAW-Mecklenburg, legt 2009 Magdalene Hartig ihr Amt als Vorsitzende nieder. Als neuer Vorsitzender wird Pastor Hans-Georg Meyer aus Hagenow gewählt.

Nach Gründung der Nordkirche beginnen Gespräche der drei norddeutschen Hauptgruppen Pommern, Nordelbien und Mecklenburg zu einem gemeinsamen GAW-Verein Nordkirche. Das GAW Mecklenburg arbeitet seit 2014 nicht mehr als Werk der Landeskirche, sondern als Zweiggruppe Mecklenburg innerhalb des eingetragenen Vereins "GAW Nordkirche e.V.".